Meinungsmacher YouTuber

Kein Netzwerk hat sich 2012 so rasant weiterentwickelt wie YouTube. Über 70 Kanäle zählen bereits mehr als 100,000 Abonnenten, Anfang des Jahres waren es gerademal 29. Fünf verzeichnen bereits Zuschauerzahlen jenseits der 500,000. Diese Zahlen sind bereits enorm, ein Blick in die USA zeigt sogar Werte weit über 3,000,000. Diese Zuschauer wollen unterhalten werden, und das werden sie sicherlich auch. Tagtäglich werden sie beglückt mit neuen Videos zu Comedy, Musik und Games. Was wächst, ist ein Vertrauen zwischen dem einzelnen Zuschauer und dem Videoersteller.

Dieses Vertrauen ist natürlich Basis einer guten Community, wobei der Gemeinschaftsfaktor oftmals kaum zu erkennen ist. Wesentlich mehr kann aber dieses Vertrauen genutzt werden um die eigene Meinung zu transportieren. Ein Satz oder ein Wort kann darüber entscheiden, ob sich Tausende ein Produkt kaufen oder nicht, einen Film ansehen oder ein bestimmtes Restaurant meiden. Große YouTuber sind neben Unterhalten auch ein immenses Werkzeug für die Werbeindustrie, selbst ohne Bezahlung oder Produktplacement. Aber ein Spielehersteller, der Videos ausdrücklich erlaubt, steht in den Augen vieler Nutzer besser da, als ein anderer Hersteller, der Videos verbietet und dagegen vorgeht.

Nun ist Werbung nicht das schlimmste der Welt und solange der YouTuber sich positiv äußert, kräht wohl auch kein Hahn danach. Interessanter und beeindruckender wird es, wenn negative Kritik ausgeübt wird, oder sogar nur schlecht über Produkte u.ä. geredet wird. Diese Menge an Zuschauer neigt sehr schnell dazu auch diese Meinung zu übernehmen und nicht zu hinterfragen. Immerhin hat das Idol gesprochen, dass muss wahr sein.

Bislang ist es nur die Gefahr eines entsprechenden Missbrauchs, die über uns schwebt. Aber Diskussionen und Auseinandersetzungen zwischen, auch größeren, YouTubern gab es bereits und wird es immer wieder geben, und es zeigte sich, dass teilweise eine Stampede an Zuschauer hinterherfegte. Auch Kritik an Idolen wird oftmals mit einer solchen Welle bestraft.

Beobachten lässt es sich durchaus auch bei jedem neuen Design, dass YouTube veröffentlicht. Positives liest man in Kommentaren dann meist nicht. Sicherlich ist ein Grund schlichtweg die Gewohnheit, aber auch die Großen sagen ihren Fans "Ja, wir finden es auch scheiße." Na dann muss es ja stimmen. Mich würden die Kommentare mal interessieren, wenn sich die Großen mal positiv zu einem Redesign äußern würden. Aber da kann ich wohl lange warten.

Dieses Phänomen der Meinungsmache ist hier nur am Beispiel YouTube gezeigt. Doch lässt es sich problemlos auf namhafte Blogger oder Forennutzer übertragen. Dennoch sehe ich gerade bei Bloggern eher die Chance, dass sich Leser doch kritisch mit der Meinung auseinander setzen. Blogartikel sind weitaus weniger emotional und damit nicht so wirksam wie Videobotschaften.

Natürlich will ich den Teufel hier an die Wand malen. Aber man sollte nicht vergessen, dass mit so enormer Reichweite auch Macht einhergeht und man daher Verantwortung hat. Und auch jeder kleine Zuschauer oder Fan sollte sich dessen immer bewusst sein, und die Meinung des Idols immer kritisch betrachten.