YouTube Red ist nicht gescheitert

Nach einem Bericht von The Verge waren ziemlich all wichtigen Newsportale voll mit der gleichen Meldung: YouTube Red ist nach nur einem Jahr quasi gescheitert! Begründet wird dies dann mit einer mageren Zahl von zahlenden Abonnenten. Es sind ja „nur“ 1.5 Millionen (zahlende) von über 1 Milliarde Nutzern, dazu kommen 1 Million in einer Testphase. Allerdings ist das nur eine sehr oberflächliche Betrachtung. Nach dieser hätte YouTube gerade einmal 0.15% der Nutzer gewinnen können. Doch schauen wir uns die Zahl mal genauer an.

Wie viele Artikel richtig schreiben, ist YouTube Red bislang nur in vier Ländern verfügbar: USA, Mexiko, Neuseeland und Australien. Mit diesen vier Ländern sind aber schon mal keine 1 Milliarde Menschen zu erreichen, sondern weitaus weniger. Leider findet sich hier keine verlässliche Angabe über die genauen Nutzerzahlen, allerdings sollte dieser unter 100% der Einwohner und damit unter 470 Millionen liegen. Damit steigt die Zahl der erreichten Nutzer bereits auf mindestens 0.32%, tendenziell eher im Bereich von 0.5 – 0.7%.

Natürlich ist das immer noch wenig, aber ist die Anzahl der monatlichen Nutzer überhaupt das richtige Vergleichsmaß? Ein Nutzer, der YouTube nur einmal im Monat nutzt, wird in den allermeisten Fällen nie ein Abo abschließen. Das gilt aber nicht nur für YouTube, sondern auch für alle anderen Streamingdienste. Vielmehr sollte man also die Zahl der abgeschlossenen Abos mit der Zahl der wöchentlich aktiven Nutzer, oder sogar täglich aktiven Nutzer vergleichen. Letztendlich sind es nämlich diese, die YouTube aktiv nutzen und Videos schauen.

Apropos andere Streamingdienste. Mit diesen wird YouTube ja gerne verglichen, Golem tut dies ja direkt schon in der Überschrift. Allerdings sehe ich YouTube derzeit nicht als Konkurrenten zu Netflix. Es sind zwei separate Produkte, die nebeneinander existieren können. Netflix bietet Filme und Serien auf Abruf, YouTube hat im Wesentlichen Musik-Videos und von Nutzern generierte Inhalte, Serien sind bisher nur wenige verfügbar. Es werden zwei sehr unterschiedliche Bereiche abgedeckt.

Dennoch muss man sagen, dass man etwas mehr von YouTube Red erwartet hätte. Immerhin bietet der Service werbefreien Zugang zu YouTube und exklusiven Inhalten, beinhaltet YouTube Kids, Gaming, Music, und darüber hinaus auch ein Abo für Google Play Music. Natürlich würde man hier mehr Nutzer erwarten und die Zahlen sind etwas ernüchternd, vielleicht auch erwartungsgemäß, wenn man versucht ein kostenfreies Produkt zu monetarisieren. Aber als gescheitert sehe ich YouTube Red hier noch lange nicht an. Hier sollte man tatsächlich einen weltweiten Start abwarten und dann die Zahlen auswerten. Vielleicht ja so in einem Jahr?