Warum das Wort Freunde keine Bedeutung mehr hat
geschrieben von Felix Beuster amWie viele Freunde hast du auf Facebook? 100, 250, 1000? Wohl doch sehr viele. Doch wen davon kennst du aus dem realen Leben, alle? Wenn ja, gebührt dir Respekt. Und dennoch sind nicht alle Facebook-Freunde, die man auch real kennt gleich Freunde. Meist sind es doch nur Bekannte oder Kollegen, die man aus reiner Nettigkeit hinzugefügt hat.
Wahre Freundschaft zeigt sich nicht online, in keinem sozialen Netzwerk dieser Welt. Weder auf Facebook, noch auf Twitter und auch nicht auf Google+. Erst Zusammenhalt, gemeinsame Erlebnisse abseits jedweder Kabel, und vor allem Vertrauen, lassen aus Bekannten Freunde werden. Dieser Prozess braucht viel Zeit, meist Jahre, und nicht einen einfachen Klick auf den Satz „Moritz möchte dein Freund sein“
Die sozialen Netze und vor allem natürlich Facebook (aufgrund der enormen Reichweite) haben das Wort Freunde innerhalb der letzten 5 Jahre wertlos gemacht. Aber es sind auch die Nutzer selbst und die Medien, die dazu beigetragen haben. So habe ich erst kürzlich sehen müssen, wie Likes auf einer Facebook-Page als Freunde bezeichnet wurden und die Frage gestellt wurde „Was sind diese 70,000 Freunde wirklich wert?“ Sind wir schon so weit? Dass selbst in Dokumentationen Freunde mit barem Geld aufgewogen werden, und auch darüber hinweggesehen wird, dass es sich dabei gar nicht um Freunde handelt?
Aber auch die Nutzer sind da meist nicht besser. Selbst quasi ständig auf Facebook, 3,000 Freunde zusammengeklickt und im Chat sind über 300 davon online. Kein Wunder wenn dann jemand auf die Idee kommt, und das Phänomen Online-/Facebook-Sucht untersucht. Nebenbei sei erwähnt, dass Facebook die Grenze auf 5,000 Freunde festgelegt hat.
Für mich persönlich ist das Wort Freunde mittlerweile gänzlich wertlos geworden und ich würde niemandem aus meinem Umfeld (ehemalig Schule, Arbeit und Studium) als Freund bezeichnen, einfach weil dieses Wort nicht mehr das ausdrückt, was diese Beziehung wirklich ausmacht. Vielleicht sollte man sogar so weit gehen, dass man Freunde als das Unwort des Jahres vorschlägt.
Dass man mit dem Begriff aber auch relativ sensibel umgehen kann, zeigt einmal mehr Google+. Hier habe ich keine Freunde, sondern Personen in meinem Kreisen, und bin selbst nur in Kreisen enthalten und nicht irgendwer sein Freund. Es bleibt hier jedem selbst überlassen, ob er es dennoch bei einem Kreis mit dem Namen Freunde belässt, oder großzügig alles durchsortiert. Auch bekommt man hier keine Freundschaftsanfragen, die man bestätigen muss, sondern eine simple Benachrichtigung, dass man jetzt im Kreis eines anderen ist.
Anbei vielleicht noch eine andere Anmerkung. Vor einigen Monaten hat YouTube die Freunde umbenannt in Kontakte. Sicherlich mag es im Gesamtbild da andere Beweggründe für gegeben haben, doch in diesem hier betrachteten Kontext doch sicherlich ein interessanter Schritt.
Doch was kann dagegen machen? Leider nicht viel. Der Umgang mit der Bezeichnung ist in jedem Facebook-Nutzer verankert, und solange Facebook daran nichts ändert, wird sich auch der Wert des Wortes Freunde nicht ändern. Und selbst wenn eine Änderung seitens Facebook kommt, egal wie gut sie auch sein mag, akzeptiert wird sie nicht. Früher war ja alles besser.
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