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Altersvorsorge mit Aktieninvestments - Ein erstes Fazit nach einem Jahr

geschrieben von Felix Beuster am

invest202001.jpg Ok, der Titel wird sicherlich einige verunsichern. Warum schreibe ich über sowas langweiliges wie Altersvorsorge? Und dann Aktieninvestments, kommt jetzt noch eine E-Mail-Liste, oder ein super tolles kostenloses E-Book? Nein, weder noch, nur ein Erfahrungsbericht, denn vor genau einem Jahr habe ich meine ersten ETF Sparpläne eingerichtet. Nachdem das erste halbe Jahr sehr gut nach oben ging, kam COVID-19 und die Kurse machten einen gewaltigen Satz nach unten. Jetzt ist das erste Jahr rum, die Märkte wieder entspannter, Zeit für ein erstes Fazit.

Disclaimer

Kurz vorweg, ich möchte hier niemandem direkt Tipps geben, denn ich bin alles aber sicherlich kein Finanzexperte. Wer mich nicht kennt: Hi, ich bin Felix, Softwareentwickler und mache seit 2007 Videos auf YouTube.
An dieser Stelle möchte ich nur meine Erfahrungen und Eindrücke teilen, und bei euch als Leser das Thema Altersvorsorge ins Gedächtnis rufen. Das klingt trocken, aber man sollte sich auf jeden Fall damit mal befassen, je früher desto besser.

Ausgangslage und Beweggründe

Anfang 2019 stand für mich nicht nur der Start ins Berufsleben an, sondern auch ein Wechsel der Bank. Ich will ja an sich nicht schlecht über die Sparkasse reden, und für die niedrigen Zinsen können sie auch nichts. Wenn man aber anfängt, in dieser immer bargeldloseren Zeit Gebühren für jede Transaktion zu erheben, macht man sich nicht gerade beliebt.

Daher bin ich dann zur DKB * gewechselt. Kostenlose Kontoführung für Aktivkonten, keine Auslandsgebühren bei der Kreditkarte (sonst zahlt man hier gerne 1.5 - 2%), und immerhin damals noch 0.2% aufs Tagesgeld. Bei weitem nicht viel, aber 20x mehr als bei der Sparkasse, und für die schnell verfügbaren Cashreserven kann man das ruhig mitnehmen.

Da kommen wir aber schon zum ersten Problem dieser Tage: Als Sparer kriegt man auf Sparbuch, Tagesgeld und Co. quasi keine Zinsen mehr. Vielleicht mal hier und da 1%, aber dann eigentlich auch nur für die ersten 6 Monate und unter Einrechnung der Inflation ist das halt nix.

Das zweite Problem, das ich habe: Dank Bundeswehr, langem Studium und Auslandsjahr startete ich mit 28 ins Berufsleben. Rechnet man 45 Jahre drauf damit ich die volle Rente kriege, bin ich 73. Ob ich so lange arbeiten will und kann ist fraglich, wenn es dann überhaupt noch Rente gibt.

Und Problem Nummer drei: Ich will die nächsten 45 Jahre eigentlich nicht in Deutschland verbringen, sondern früher oder später wieder in die USA oder ein anderes Land. Und dann hat sich das mit den Beitragsjahren komplett erledigt, und wie dann vorort die Altersvorsorge aussieht, ist auch offen.

Insofern, es muss eine alternative bzw. zusätzliche Vorsorger her.

Theorie und Anfänge

Die Strategie zum Investieren bei mir ist einfach: Buy and Hold, und das möglichst diversifiziert. Auf lange Sicht sollten hier (zumindest auf Grundlage der vergangenen Jahrzehnte) 7% p.a. dabei rum kommen. Lange Sicht heißt hier bei mir: Pi mal Daumen 30 - 35 Jahre, bis knapp zum gesetzlichen Rentenalter. Früher wäre natürlich auch cool, aber mal schauen wie sich alles entwickelt.

Aber am Anfang hatte ich durchaus Bedenken und Respekt. Handeln an der Börse. Machen das nicht ntur die Reichen? Da kann man doch auch extrem schnell sehr viel Geld verbrennen. Dank ETFs und Sparplänen ist der Einstieg aber relativ unkompliziert und kostengünstig. Die ersten Sparpläne waren schnell eingerichtet: Ein World ETF und ein Emerging Markets ETF, beide thesaurierend und in einem 75% - 25% Split. Zusammen habe ich so jeden Monat 300€ beiseite gelegt. Der Anfang lief auch erfreulich gut, sodass ich in den Anfangsmonaten hochgerechnet +20% p.a. erzielt habe. Wenn das doch mal immer so wäre.

Später kam dann die erste EInzelaktie dazu: 1 Sixt Aktie. Ja eine einzelne, denn die reicht aus, um bei Sixt den Shareholder Tarif nutzen zu können, und so bei Fahrzeugmieten zusätzlich zu sparen. Da ein 2-Wochen Roadtrip geplant war, hätte sich das direkt gerechnet. Zweiter Pluspunkt der Aktie: EIne ganz gute Dividende in den letzten Jahren. Gut, Corona hat durch beides einen Strich durch die Rechnung gemacht, aber das ist ein anderes Thema.

Hier merkte ich dann aber auch, das Gebühren nicht zu unterschätzen sind. Etwa 10€ kostet die Einzelorder bei der DKB, die Sparpläne jedoch nur 1.50€. Bei 90€ Ordervolumen ist das natürlich schon happig, aber dessen war ich mir bewusst.

Insgesamt steckte am Anfang natürlich noch viel Neugier und Euphorie drin. Ständig habe ich ins Depot geschaut, angefangen den Kommer * zu lesen, ich habe ein detailliertes Google Sheet erstellt, mit aktuellen und historischen Zahlen, Auswertungen, Hochrechnungen, Graphen und allem Schnickschnack. Und gerade da es am Anfang relativ gut lief, bekommt man natürlich schnell Lust auf mehr, möchte mehr investieren und die Zahlen wachsen sehen, überlegt welche Aktien noch interessant sind, und hat am Ende doch eigentlich noch keine Ahnung von dem Ganzen. Man muss erstmal Erfahrungen sammeln, und dabei auch mal negative.

Keine Bruchlandung, aber ordentliche Turbulenzen

Mit der Lufthansaaktie habe ich bereits eine ganze Zeit lang geliebäugelt. Die Dividende sah die letzten Jahre recht stabil aus, und auch beim Bedarf für den nationalen und internationalen Personen- und Gütertransport via Flugzeug hatte ich für die nächsten Jahre keine Bedenken, dass das merkbar wegbrechen könnte. Also 10 Aktien ins Portfolio aufgenommen, und was kam am nächsten Tag? Richtig, Corona.

Das Virus entwickelte sich in den nächsten Tagen mehr und mehr zur Pandemie, die gerade gekauften Lufthansa Aktien machten den Sinkflug. Natürlich traf es aber nicht nur die Fluglinie, der ganze Markt ist bekanntermaßen zusammen gesackt, und mein Deport innerhalb eines Jahres von +10% auf -30% runtergegangen. Autsch, das tut schon erstmal weh, wenn man das sieht und sich denkt “ok, hier sind jetzt erstmal mehrere Hundert Euro weg”.

invest202002.jpg

Auch wenn ich auf Corona und die Folgen gerne verzichtet hätte, und der Pandemie nichts gutes abzugewinnen ist, ist es aus Investorensicht eigentlich gut diese Crash-Erfahrung so früh und so stark mitzunehmen. Es hilft, dass man den Tagesschwankungen gegenüber noch neutraler ist, und auch kleinere Kurs-Absacker entspannter betrachtet, oder sogar komplett ignoriert. Im Hinblick auf Buy and Hold sollte dieser Crash in 30 Jahren kaum noch Bedeutung haben. Trotzdem habe ich mir die Chance natürlich nicht nehmen lassen, die Höhe des Sparplans hier im Tal noch mal zu verdoppeln, und den günstigen Markt mitzunehmen.

Aktueller Stand ein halbes Jahr nach dem Crash

invest202003.jpg Mittlerweile hat sich mein Depot wieder einigermaßen erholt und ich bin wieder bei +3.5%, nicht ganz Vor-Crash-Niveau, aber schon wieder recht grün. Zu den ETFs ist nun noch ein ausschüttender World ETF dazu gekommen, bis Ende des Jahres fallen hier nur reduzierte Gebühren an.

Bei den Einzelaktien ist es bei einer Sixt Aktie geblieben, dafür kamen 40 neue Lufthansa Aktien hinzu. Bei -50% konnte ich schlicht anders. Natürlich ist es jetzt nicht ideal, dass durch die Staatsbeteiligung keine Dividende ausgezahlt wird, aber auch hier verfolge ich erstmal Buy and Hold, also schauen wir mal, was noch kommt.

Weiterer Plan ab dem 2. Jahr

Eigentlich soll sich erstmal nicht viel ändern, und die Sparpläne werden weiter verfolgt. Sie sind günstig, automatisiert, und das angelegte Geld kann nicht für sinnlose Spielzeuge ausgegeben werden.

Nach und nach möchte ich auch weitere Einzelaktien ins Portfolio holen, die dann ihrerseits ein paar Dividenden abwerfen. Das eilt aber nicht, insofern lasse ich mir hier Zeit. Auch die ein oder andere “Sammelkarte” soll ins Depot, einfach nur um sie zu haben. Aber nur um des Habens Willen sind Tesla, Alphabet und Co. für mich dann aktuell doch zu teuer.

Insgesamt ist es bislang eine interessante Erfahrung. Ich habe in einem Jahr jetzt (situationsbedingt) gesehen, dass die Aktienanlage lukrativer sein kann, als jedes aktuelle Sparbuch oder Tagesgeld, aber dass es auch genauso schnell nach unten gehen kann. Auch an das Gedankenkonstrukt muss man sich erstmal gewöhnen: Wenn ich Geld in Aktien investiere, habe ich es ja erst einmal ausgegeben und darauf nicht mehr per EC Karte zugreifen, es scheint weg zu sein. Gleichzeitig ist es aber nicht weg sondern liegt als Vermögenswert im Depot, den ich theoretisch jederzeit wieder in flüssiges Kapital umwandeln könnte.

Schauen wir mal, wie sich das zweite Jahr entwickelt, vielleicht gibt es dann hier wieder einen Bericht. Wie ist es bei euch, seid ihr selbst an der Börse aktiv? Habt ihr euch schon über die Altersvorsorge Gedanken gemacht?

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