Internetzeitalter
geschrieben von Felix Beuster amWo ist es, dieses Internetzeitalter von dem alle reden? Ich meine klar, es passiert viel im Internet, online. Oder auch offline, immerhin hat Facebook einen ziemlich guten Start an der Börse hingelegt. Ein Internetunternehmen mit 100 Milliarden Dollar wert, macht es doch gerad einmal 1% davon Gewinn. Und doch wird es gehypet, wie so vieles in den Tiefen dieses Netzes. Immer mehr Menschen sind online süchtig, nahezu jeder Teenager ist täglich online. Aber leben wir in einem Internetzeitalter?
Nein, höchst wahrscheinlich nicht. Es gibt Politiker, die über das Netz entscheiden wollen, es aber gar nicht verstehen oder verstehen wollen. Jeder deutsche E-Mail-Anbieter ist ab einer gewissen Größe verpflichtet, Kopien der E-Mails an den Geheimdienst zu schicken, man will sie auf terroristischen Inhalt prüfen. Wirklich? Nutzen diese Terroristen etwa Adressen wie evil.terror@web.de oder ibringthedead@t-online.de? Wohl kaum.
Es wird davon gesprochen, dass Kinder mehr Medienkompetenz haben als ihrer Eltern oder Lehrer. Wer auch immer Statistiken schreibt, die das bestätigen, hat sich nicht wirklich umgesehen. Allein Kommentare unter Video, oder diverse Bildpostings und dazugehörige Kommentare zeigen klar: Kompetenz ist das nicht. Rein der Konsum ist sicherlich höher als bei älteren Generationen.
Ja gut, das Angebot ist ja auch riesig, kein Wunder, dass so viele Menschen immer mehr Zeit im Internet verbringen. Aber was ist da, abseits von großen Suchmaschinen mit vielen Extras, sozialen Netzwerken, Videoplattformen und Rotlichtvierteln? Sehr viel, klar. Aber was nutzt der einzelne davon? Sicherlich nur wenig.
Doch die Fülle ist nicht genug, es gibt so viel, was es nicht online gibt. Ich war glücklich, dass ich die Mitgliedsbescheinigung der Krankenkasse online ausdrucken konnte (und dann erstaunt, dass mich die Mitarbeiterin deswegen sogar anruft). Doch viele Amtswege bleiben noch nicht erspart, für die Lohnsteuerkarte, also das A4-Ökopapier, musste ich noch persönlich zum Finanzamt fahren. Sicherlich nicht schlecht, da es immer Probleme gibt, die ein Gespräch lösen kann, doch für 10min Aufwand und ein A4-Papier? Das geht doch einfacher.
Schlimmer ist es aber noch, wenn Unternehmen gar nicht online sind. Zumindest die digitale Visitenkarte darf man doch erwarten, mit Kontaktdaten und Öffnungszeiten, gerne auch Bilder, falls man ein Restaurant oder Hotel sucht. Es ist einfach schade, wenn außer Google Maps nichts über die Arztpraxis online zu finden ist.
Wobei, mancherorts muss man ja auch wochenlang auf den Eintritt warten. Denn auch im Jahr 2012 ist es nicht möglich, in Deutschland Internet innerhalb weniger Stunden kriegen. Eine Schande, die Leitungen sollten längst da sein. Sagt man nicht ständig, wir leben im Technologieland Deutschland? Selbst ein Anbieterwechsel sollte nicht vielmehr als ein paar Klicks kosten, und vielleicht den Handwerker am Schaltkasten, der das theoretisch verfügbare, schnelle Internet runterdrosselt. Schnell ist dann ja eh nur der Download. Sie wollen Upload, uh das wird teuer.
Aber wollen mal nicht jammern, genug Regionen auf dieser Welt verfügen über kein Internet, geschweige denn, Rechner in größerer Anzahl, mit den man auch halbwegs arbeiten kann, da sind wir ja doch schon ganz gut dabei.
Wo ist also dieses Internetzeitalter? Ich finde es nicht. Ich sehe nur einen Haufen verschiedenste Nerds, die damit interagieren, eine große Gruppe die konsumiert, wie einst das Fernsehen und den Rest der Welt, der damit nicht umgehen will oder es einfach aus verschiedenen Gründen nicht kann. Von einem Zeitalter oder gar Ära ist die Menschheit noch sehr weit entfernt.
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