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Befreiung von Ballast - Briefe von Felix

geschrieben von Felix Beuster am

Es wird mal Zeit für ein Update aus den USA, Videos werden aber noch 2-3 Wochen warten müssen. Von daher das Ganze heute in Schriftform. Nehmt euch einen Kaffee oder Tee und dann viel Spaß beim Lesen. Heute geht es um die Befreiung von Ballast. Falls der Beitrag einen negativen Eindruck vermittelt: Nicht täuschen lassen. Ich bin momentan glücklich und zufrieden, nur etwas nachdenklich.

Über 22 Jahre habe ich bei meinen Eltern gelebt, danach 1 Jahr in einer eigenen Wohnung. Beides hat seine offensichtlichen und weniger offensichtlichen Vor- und Nachteile. Beides haben aber beide gemeinsam: Man sammelt unglaublich viele Dinge an. Klar, man hat den Gegenstand jeweils gekauft, weil man ihn entweder brauchte oder wollte. Aber über all diese Jahre verliert den den Blick dafür, ob man all das wirklich braucht und weiß auch wenig wert zuschätzen was man hat.

Wenn man nun so wie ich vor der Aufgabe steht, alles Hab und Gut auf einen Koffer und ein Handgepäcksstück zu reduzieren, fängt man schon an zu überlegen und selektieren.
Knapp 50 T-Shirts waren mittlerweile in meinem Schrank. Alle mitnehmen? Unmöglich. Sich dann die 14 rauszupicken, die man am meisten und liebsten trägt, ist schwer. CDs, BluRays, Bücher, großes Bett, viele Schränke, ein genial großer Schreibtisch und ein guter Videoschnittrechner mit drei Monitoren, all das muss man (zumindest vorübergehend) hinter sich lassen.

Nun bin ich knapp vier Wochen in den USA und knapp drei davon lebe ich in unserem Haus, dass wir für dieses Jahr gemietet haben. Vorhandene Möbel? Fast keine. Küchenutensilien? Etwas Besteck. Das war der Ausgangspunkt. Natürlich deprimiert das dann ein wenig, wenn du in so eine Situation einziehst und weißt, dass du mit den Ersparnissen haushalten muss, weil das erste Gehalt noch ein wenig dauern wird.

Allerdings sind wir von unseren bei IBM wirklich sehr gut empfangen worden. Abgesehen von sehr guten Arbeitsklima, haben sie von sich aus dann gesagt „Hey, braucht ihr irgendwas an Zeug für die Wohnung?“ Und wenige Tage später hast du dann das nötigste zuhause. Ein paar Pfannen, Geschirr, Matratzen, Bettlaken, einen Tisch und Stühle zum Essen. Sicher, alles gebraucht und von den Kollegen mehr oder weniger ausrangiert, aber man misst dem viel mehr Bedeutung bei, als wenn du sofort zu IKEA rennst und für viel Geld gleich alles kaufst. Gut, für Bettwäsche und Decken haben wir das gemacht.

Für mich sind diese ersten Wochen somit fast schon eine Art Neustart, du fängst an nachzudenken. Auch beim Laufen durch die Straßen hier, hast du nicht wirklich das Gefühl, in einer Weltmacht zu leben. Manchmal fühlst du dich eher wie in einem Schwellenland. Strom- und Telefonleitung oberirdisch, mit einer Verkabelung, die einem echt Angst macht. Öffentliche Verkehrsmittel nur bedingt empfehlenswert und ein sichtbar fehlendes soziales Auffangnetz. Das sind die Momente, in denen ich merke, wie gut es uns in Deutschland geht, und was für einen unglaublich hohen Lebensstandard wir haben.

An einem der ersten Tage saß ich im Diner beim Frühstück (und Kaffee wird wirklich unendlich nachgefüllt) und der Gast neben mir wurde auf meine Wacken-Armbänder aufmerksam. Er meinte dann auch, dass er gerne einmal dort hin würde, es sich aber nicht leisten kann. Gut für einen Ami sind die Reisekosten minimal höher als für einen Deutschen. Aber du fragst dich schon, welches Bild liefere ich für den gerade ab, wenn ich gleich zwei Bänder sichtbar habe?

Insgesamt fängt ein leichtes Umdenken an und eine Vereinfachung des Lebens. Befreit von vielem (Konsum-) Ballast und mit dem Blick, dass die Schere zwischen Arm und Reich hier größer ist, und schnell sichtbar wird.
Aber ich will auch ganz ehrlich sagen: Auf meine IKEA-Einkaufsliste stehen ein paar Dinge, so ist ja nicht ;) Türhaken beispielsweise, die vermisse ich mit am meisten, man soll es kaum glauben. Auch im Hinblick auf das zu erwartende Gehalt sollte ich im amerikanischen Schnitt nicht schlecht liegen. Insbesondere vor dem Hintergrund, dass ich nur Praktikant bin, ohne Hochschulabschluss oder Ausbildung.

Soviel also erstmal zu dem Thema. Ich habe das auch schon in einem bereits aufgenommen Video angesprochen. Das wird es dann in den nächsten Wochen geben. Allerdings wirke ich da glaube ich deutlich negativer. Man hat, gerade am Anfang, seine Höhen und Tiefen. Auswandern (auf Zeit) stellt man sich keineswegs leicht vor, ist aber dann mit mehr Hürden versehen als man denkt.

Also dann, bis zum nächsten Artikel oder Video :)

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